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Kunstagent
Georg Wilhelm Fleischmann
Vita |
Geboren wurde Georg Wilhelm Fleischmann in Wolfisheim bei Straßburg. In der nahe gelegenen Kapitale des Elsass‘ war es auch, wo er Philosophie und Jura studierte. Als Jurist wurde er geschätzt und trat schließlich in hessen-darmstädtische Dienste, in denen ihm der Aufstieg bis zum Geheimrat gelang. Für das Fürstenhaus verhandelte er im Hanauischen Erbfall in Versailles, schließlich hatte Karoline Luises Vater die Erbtochter der Grafschaft Hanau-Lichtenberg geehelicht und mit ihrem Tod im Jahr 1726 galt es, sich der Zustimmung des französischen Königs bezüglich der Erbfolge zu versichern. Mit der Grafschaft Hanau-Lichtenberg war Fleischmann auf besondere Weise verbunden, war doch bereits sein Vater hanau-lichtenbergischer Amtmann gewesen. Wenn Fleischmann nicht als Sondergesandter in Paris oder Versailles weilte, hielt er sich vor allem in Straßburg auf, wo er verschiedene Ämter innehatte. Auch privat war er hier vernetzt: Seine Schwester Susanna Dorothea ehelichte den hanau-lichtenbergischen Kammerrat Johann Reinhard Koch, Karoline Luises Verwalter des Amts Kutzenhausen, das die Markgräfin aus ihrem mütterlichen Erbe zugesprochen bekommen hatte. Die Söhne des Ehepaars förderte die Markgräfin mit Stipendien. Sie studierten an der Straßburger Universität, unter anderem auch bei Johann Daniel Schöpflin, der mit der Fleischmannschen Familie verwandtschaftlich verbunden war.
Recht früh – noch zu Karoline Luises Darmstädter Zeiten – entwickelte sich ein Briefwechsel zwischen ihr und Fleischmann. Zuerst war er für sie als literarischer Agent tätig, versorgte sie mit Büchern und Literaturtipps, später auch als Kunstagent. Er selbst verfügte über eine Kunstsammlung aus der er Karoline Luise beispielsweise mit Originalzeichnungen aller Schulen versorgte. Zudem schenkte er ihr ein Gemälde von Chardin, mit dem Fleischmann befreundet war. Auch Wille scheint zu Fleischmanns Freundeskreis gehört zu haben. Über Letzteren entspann sich der Kontakt zwischen der Markgräfin und dem königlichen Hofkupferstecher. Gemeinsam wurden Wille und Fleischmann schließlich bei der Versteigerung der Sammlung des Comte de Vence für die Markgräfin aktiv. |
Literatur |
Kircher 1933, S. 39–43 – Reussner 1993, S. 2036 – Lauts 1980, S. 117f. – Pelizaeus 2001, S. 264 – Frank 2015, S. 42–44 |
Personen |
Baden, Karoline Luise; Markgräfin; Kunstsammlerin, Naturaliensammlerin, 1723 - 1783 (GND) Chardin, Jean Baptiste Siméon; Maler, 1699 - 1779 (GND) Fleischmann, Georg Wilhelm; Geheimrat, Kunstagent, 1693 - 1776 (GND) Fleischmann, Johann Georg; Oberamts-Schaffner Frankreich, Ludwig XV.; König; 1710 - 1774 (GND) Hessen-Darmstadt, Charlotte; Landgräfin; 1700 - 1726 (GND) Hessen-Darmstadt, Ludwig VIII.; Landgraf; 1691 - 1768 (GND) Koch, Christoph Wilhelm von; Publizist, Jurist, Hochschullehrer, Historiker, Bibliothekar, Diplomat, Politiker, 1737 - 1813 (GND) Koch, Friedrich Albrecht von; Diplomat, Gesandter, Geheimrat, Legationsrat, 1740 - 1800 (GND) Koch, Johann Reinhard; Kammerrat, 1697 - 1755 Koch, Konrad Reinhard von; Diplomat, Gesandter, 1738 - 1821 (GND) Koch, Susanna Dorothea; 1698 - 1767 Schöpflin, Johann Daniel; Historiker, Historiograph, 1694 - 1771 (GND) Villeneuve-Vence, Claude-Alexandre de; Kunstsammler, 1702 - 1760 Wille, Johann Georg; Kupferstecher, Kunstagent, 1715 - 1808 (GND) |
Orte |
Paris [F] Straßburg [F] Versailles [F] Wolfisheim, Département Bas-Rhin [F] |
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