|
Kunstagent
Johann Friedrich Reiffenstein
Geboren |
22. November 1719 |
Gestorben |
6. Oktober 1793 |
Vita |
Johann Friedrich Reiffenstein wurde 1719 im ostpreußischen Ragnit als Sohn eines Apothekers geboren. An der Universität Königsberg studierte er Rechtswissenschaften. 1745 erhielt er die Stelle eines Bibliothekars in Kassel und konnte am landgräflichen Hof mitverfolgen, wie Wilhelm VIII. seine Gemäldegalerie aufbaute. Dem Siebenjährigen Krieg fliehend verließ er 1760 die Landgrafschaft und führte den jungen Grafen Lynar bis 1762 als Präzeptor durch Europa. Vom Juli 1760 bis zum Mai 1761 hielten sie sich am Oberrhein auf, was mehrere Besuche in Karlsruhe ermöglichte. Nachdem die Reisegruppe durch Italien gereist war und sich Lynar und Reiffenstein getrennt hatten, konnte Winckelmann Letztgenannten zum Verbleib in Rom überzeugen. Hier entspannen sich für Reiffenstein viele Freundschaften zu bedeutenden Personen der Kunstwelt, genannt seien an dieser Stelle die Maler Mengs und Hackert. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten in der ewigen Stadt konnte Reiffenstein als Kunstagent die Höfe in Sankt Petersburg und Gotha beliefern. 1778 wurde er auf Vorschlag des Enzyklopädisten Grimm sogar zum Kunstagenten der Kaiserin Katharina II. berufen. Auch für Karoline Luise war er auf diesem Gebiet tätig. Das Gros der darüber Auskunft gebenden Korrespondenz fällt in die Jahre zwischen 1760 und 1763, jene Jahre, in denen auch die meisten Kunsterwerbungen der Markgräfin zu verzeichnen sind. Die an die Fürstin gerichteten Schreiben lesen sich fast wie ein Journal. Sie berichten von vielen Kunstsammlungen, vor allem aus dem Elsass und der Schweiz, und von der Italienreise Reiffensteins. Aber neben den Sammlungen und Gemälden, von denen einige auf seine Expertise hin nach Karlsruhe gelangten, wurden auch viele ästhetische und technische Fragen besprochen, wie die Anfertigung von Pastellkreiden oder von einem speziellen Firnis – schließlich hatte er Karoline Luise auch in das Radieren eingeführt. Die Korrespondenz enthält zudem den Vorschlag des Kunstagenten, Angelika Kauffmann die Leitung einer in Karlsruhe zu gründenden Kunstakademie zu übertragen, doch scheint sich die Markgräfin weniger für die Kunstausbildung interessiert zu haben. |
Literatur |
Kircher 1933, S. 66–79 – Obser 1934 – Lauts 1980 – Lauts 1982 – Frank 2015d |
Personen |
Baden, Karoline Luise; Markgräfin; Kunstsammlerin, Naturaliensammlerin, 1723 - 1783 (GND) Grimm, Friedrich Melchior von; Schriftsteller, Diplomat, 1723 - 1807 (GND) Hackert, Jakob Philipp; Maler, Landschaftsmaler, 1737 - 1807 (GND) Hessen-Kassel, Wilhelm VIII.; Landgraf; 1682 - 1760 (GND) Kauffmann, Angelika; Malerin, Radiererin, 1741 - 1807 (GND) Lynar, Friedrich Ulrich von; Graf, 1736 - 1807 Mengs, Anton Raphael; Künstler, Maler, 1728 - 1779 (GND) Reiffenstein, Johann Friedrich; Maler, Antiquar, Kunstagent, 1719 - 1793 (GND) Russland, Katharina II.; Zarin; 1729 - 1796 (GND) Winckelmann, Johann Joachim; Kunstgelehrter, Archäologe, 1717 - 1768 (GND) |
Orte |
Gotha GTH Karlsruhe KA Kassel KS Königsberg, Föderationskreis Nordwestrussland [RUS] Ragnit, Föderationskreis Nordwestrussland [RUS] Rom [I] Sankt Petersburg [RUS] |
| |